Von Hester Folley
Wenn Leute über den Kulturshock reden, erwartet man etwas dramatisches, ein elektrischer Funke, eine sofortige Erkenntnis, dass diese neue Welt total anders ist, als diejenige von der wir gekommen sind. Als ich letztes September nach Heidelberg umgezogen bin, war die große Überraschung, dass es kein Kulturshock gab. In Deutschland stehen wir auf, gehen zur Arbeit/Uni/Schule, treffen Freunde, gehen zum Essen oder Trinken aus- es wird nur (meistens) auf Deutsch gemacht. Während USA und Großbritannien oft als ´zweil Länder, die von einer gemeinsamen Sprache getrennt werden´ beschrieben werden, scheint es mir, dass, trotz unsere unterschiedlichen Sprachen, die Deutschen und die Briten ganz zufrieden nebeneinander bestehen könnten.
Tatsächlich werden die meisten Überraschungen über das Leben in Deutschland in den Kleinigkeiten gefunden. Der Mangel an ´Small-Talk´mit meinen deutschen Mitbewohnern verursacht manchmal, dass ein kurzer Besuch in der Küche, um eine Tasse Tee zu machen, ganz stressig oder sogar still ist. Eine geschlossene Schlafzimmertür und einen Mangel an gemeinsame Aktivitäten ist scheinbar ganz in Ordnung. Die Abhängigkeit der Studentenbevölkerung von der Mensa um sich gut zu ernähren (man sich auf keinem Fall verlassen sollte) führt dazu, dass sonntags, wenn ALLES geschlossen ist, man nur mit deutschen Brot, und wahrscheinlich einer Scheiben von stark verarbeitetem Fleich, überlebt. Ich war mir vorher nie so bewusst, welche Lebensmittel ´fremd´ sind, wie als ich nach Naanbrot oder Halloumi in Aldi oder Rewe gesucht habe. Ich verwende meine Girokarte nur beim Geldautomat, und ApplePay scheint noch futuristisch für die Menschen in Heidelberg zu sein.
Na klar, einige Shocks waren personenbezogen- vielleicht ist es kein landesweites Problem, dass meine Mitbewohner nicht wissen, was in den Kühlschrank gehört (Gurken in der Obstschale?!). In größeren Stadten ist es wahrscheinlich nicht so, dass Hauspartys punktlich um 22:00 Uhr vom Hausmeister beendet werden. Aber für mich ist es am wichtigsten, dass man die Andersartigkeit bemerkt, akzeptiert und sich darauf einlässt, wenn man im Ausland wohnt. Während es so viele Dinge gibt, die ich von der Traumstadt Selly Oak vermisse, habe ich gelernt, diese deutschen Eigenheiten zu lieben, und mich an sie anzupassen. In Heidelberg fühle ich mich wie zu Hause- außer das mit den Gurken, vielleicht…